Mitglieder der Breitensportgruppe ruderten in vier Tagen 169 km von Hann. Münden bis Rinteln
“Oh Boy!” Ich weiß gar nicht mehr, wie oft Manfred diesen Spruch – oder war es eher ein Fluch? – auf der ersten Etappe unserer Wanderfahrt auf der Weser von sich gab. Rund 53 km ruderten wir an Fronleichnam von Hann. Münden nach Beverungen, also flussabwärts und bei starker Strömung. Was aber noch mehr strömte, war der Regen, der auf den ersten 40 km mal weniger, oft aber ziemlich stark auf uns niederprasselte. Wer ruderte, wurde wegen des Gegenwinds zunächst vor allem am Rücken nass. Manfred, der die ganze Zeit im Heck am Steuer saß und sich daher nicht durch Bewegung warm halten konnte, bekam die Gischt aber voll ins Gesicht. Und egal wie gut oder schlecht unsere Regenkleidung war: irgendwann waren wir von allen Seiten nass. Mit Brotdosen und aufgeschnittenen Plastikflaschen schöpften wir Wasser aus dem Bootsrumpf, der sonst zur Regentonne mutiert wäre.
Für die Übernachtung auf dem Campingplatz am Bootshaus Beverungen konnten wir unsere Zelte zum Glück im Trockenen aufbauen. Anschließend genossen wir die vorzügliche Küche des Campingrestaurants. Dessen Pächter, Lisanne Wiersma und Jeroen van Meerfeld, bieten typisch niederländische Gerichte an, zum Beispiel Fleischkroketten und Pannekoeken.
Von Beverungen ging es zunächst weiter bis Holzminden (rund 30 km), wo wir im Bootshaus des Ruder-Clubs übernachteten. Unterwegs bewunderten wir die abwechslungsreiche Kulisse des Weserberglands, beeindruckende geologische Formationen sowie zahlreiche Baudenkmäler und fuhren manchmal mit Touristen auf dem flussnah angelegten Weser-Radweg um die Wette.
(Fotos: Michel Brauer/Klaus Bulle)
Durch den vielen Regen in den Quellgebieten der Weser erhöhte sich deren Strömungsgeschwindigkeit in einem Maße, das wir von der heimischen Lahn eher selten gewohnt waren. Entsprechend vorsichtig und zugleich beherzt starteten wir am dritten Tag das Ablegemanöver vom Steg in Holzminden. Glücklicherweise konnten wir uns den perfekten ‘Dreh’ bei einer anderen Flusswandergruppe aus Saarbrücken abschauen, die vor uns ablegte: selbstverständlich gegen die Strömung, dann mit kräftigen Zügen mehrere Bootslängen in Richtung Flussmitte, um von dort aus die Wende und Weiterfahrt einzuleiten. Auf der wieder über 50 km langen Etappe nach Hameln zeigte sich endlich für längere Zeit die Sonne. Die genossen wir nicht nur in unseren beiden Booten beim Rudern, sondern auch während des Spargelessens an der Uferpromenade in Bodenwerder. Und noch lange am Abend, bis die Sonne hinterm Klütturm gegenüber des an der Tünderschen Warte im Süden von Hameln gelegenen Rudervereins “Weser” unterging.
Im Bootshaus wurde uns am nächsten Morgen ein reichhaltiges Frühstück serviert, bevor wir zur letzten Etappe starteten, die im rund 35 km entfernten Rinteln endete. Kurz vorm Ziel wurde es auf Höhe der Weserfähre in Großenwieden noch einmal spannend, denn hier hatte die Bundeswehr aus Anlass des Felgenfestes eine Schwimmschnellbrücke aus mehreren aneinander gekoppelten Amphibienfahrzeugen errichtet und damit für uns die Durchfahrt gesperrt. Direkt vor der Sperre konnten wir aber anlegen, die Boote entladen, durch den Strom der die Brücke passierenden Fußgänger und Radfahrer auf die andere Seite tragen, wieder beladen und weiterfahren.
In Rinteln schraubten wir die Ausleger von den Booten – “abriggern” nennen das die Fachleute – und verluden sie auf den Anhänger, um gemeinsam nach Marburg zurückzufahren. Damit gingen vier sportlich und witterungsmäßig herausfordernde, erlebnisreiche Tage zu Ende. Vielen Dank allen, die mitruderten, und vor allem Silvia, Manfred und Ralf, die die Wanderfahrt organisiert hatten!
Klaus Bulle
Titelbild: Kloster Bursfelde (Foto: Michel Brauer)