Lucas Schäfer schafft die erste Hürde zu Olympia
Am Wochenende vom 22. und 23. Februar 2025 fand im olympischen Trainingszentrum Kienbaum bei Grünheide und auf dem Teltowkanal die erste Qualifikationsrunde für die Nationalmannschaft des Deutschen Ruderverbands (DRV) für den olympischen Beach Sprint statt. Lucas Schäfer vom Marburger Ruderverein war eingeladen, sich in dieser anspruchsvollen Disziplin zu beweisen. Sein Engagement und Einsatz wurde mit einer Einladung ins Trainingslager vom 1. bis 8. März belohnt. Er ist dabei!
Die Bundestrainer hatten für die Athletinnen und Athleten ein umfangreiches Testprogramm entwickelt. Am Samstag musste ein Sprinttest, eine Strecke über 1000 Meter auf dem Ergometer und ein Rennen im Filippi Einer über 500 Meter auf dem eisfreien Teltowkanal absolviert werden. Am Sonntag standen dann drei „Run-Row-Run-Tests“ auf dem Programm. Innerhalb von 30 Minuten muss dreimal die Wettkampfdistanz komplett absolviert werden. Ganz wie später auch auf der Weltmeisterschaft in Rio de Janeiro und in rund tausend Tagen bei den Olympischen Spielen in Los Angeles im Jahr 2028.
Beim Beach Sprint gilt es von der Startlinie am Strand bis zum Boot zu spurten, dann einzusteigen und einen 250 Meter langen Parcours im Slalom zu durchrudern. Von der Wendeboje geht es dann zurück zum Strand. Beendet ist das Rennen erst nach einem erneuten Spurt zum Startpunkt mit dem Auslösen eines Buzzers, der im Sand platziert ist. „Uns ist es gelungen mit dem Run-Row-Run-Test den Wettkampf realitätsnah und fair zu simulieren. Aber es liegt noch viel Arbeit vor uns – wir brauchen vor allem richtig gute Leute!“ So Bundestrainer Adrian Bretting.
Gute Leute, das hatte sich der Olympionike von 2016 Lucas Schäfer auch zu Herzen genommen und mit Nils Nagel und Daniel Riechmann zwei Betreuer eingepackt, die ihn begleiten und unterstützen. Nach dem Sprinttest galt es am Samstag zunächst die 1000 Meter auf dem Ruderergometer schnellstmöglich zurückzulegen. Dabei ist es für den Athleten wichtig, die Streckenabschnitte möglichst kontrolliert zu absolvieren und nicht alles Pulver zu früh zu verschießen. Gut, wenn ein Trainer direkt daneben sitzt und anfeuert.

Neben den klassischen Kraft-Ausdauer-Komponenten sind für den Beach Sprint die Fähigkeiten Sprintfähigkeit, Koordination, Taktik und Geschicklichkeit entscheidend. Das wird im Run-Row-Run-Test abgeprüft. Hier starten die Sportlerinnen und Sportler zeitversetzt im Abstand von zwei Minuten. Nach einem 40 Meter Lauf-Sprint müssen 750 Meter rudernd auf dem Ergometer absolviert werden und dann erneut 40 Meter Sprint bis zum Ziel. Vor dem Lauf müssen nach fast zweieinhalb Minuten Hartgas blitzschnell und sauber die Fußschnallen gelöst werden, bevor es zickzack im Vollsprint Richtung Ziel geht. Der Test wird dreimal innerhalb von einer halben Stunde absolviert. Da ist es extrem wichtig, nicht nur sich selbst, sondern auch die anderen im Blick zu halten. Wer zeigt schon alles im ersten Durchgang? Wer hält sich noch zurück? Was kann ich noch drauflegen mit Lactatwerten, bei denen der Deutschlandachter nach 2000 Meter durchs Ziel fährt, während man noch einen ganzen Durchgang vor sich hat. Zeiten stoppen, blitzschnell analysieren und taktische Entscheidungen treffen, das gelang Lucas und seinem Team besonders gut. Im letzten Lauf wurde alles mobilisiert. Die Belohnung waren der Bestwert von 2:28,63 min und die Qualifikation für das Trainingslager.

“Das Selektionswochenende hat mir großen Spaß gemacht, es war aber auch eine enorme Herausforderung – insbesondere, mich nach längerer Zeit erneut dem Selektionsschritt einer Nationalmannschaft zu stellen. Ich habe die Aufgabe ernst genommen und trotz meiner neuen Lebensumstände mit einem Vollzeitjob versucht, mein bestmögliches Ergebnis zu erzielen. Dabei konnte ich viele positive Erfahrungen sammeln und blicke nun mit Zuversicht, Freude und Motivation auf die zweite Stufe der Selektion in der kommenden Woche.”
Im italienischen Fano findet ab dem kommenden Wochenende die zweite Phase der Qualifikation für das Nationalteam statt. Aus je 6 männlichen und weiblichen Sportlern wird das 8-köpfige Team (4/4) für 2025 gebildet. Hier geht es über eine Woche in den Sand und aufs offene Wasser. Alles geben auf dem offenen Wasser, das kennt Lucas, seit er mit dem Marburger Ruderverein 2008 Bundessieger der 14-Jährigen wurde.
Nach dem Test am Sonntag wurden Boote und Material im olympischen Zentrum verladen und sind bis Dienstag zu Gast in Marburg. Dann geht der Transport zur Ruderwerkstatt nach Wetzlar und von dort am Donnerstag nach Fano an der Adria. Die Ruderwerkstatt GmbH aus Wetzlar unterstützt den Deutschen Ruderverband und organisiert das Trainingslager zwischen Rimini und Ancona.
Daniel Riechmann
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